In den vergangenen 20 Jahren mehren sich prominente Analysen zur Ökonomisierung von Wissenschaft. Am weitestgehenden ist die Behauptung der Formierung eines akademischen Kapitalismus, welche eine Strukturangleichung von Wissenschaft an Ökonomie im Zeichen kapitalistischer Verwertungslogiken von Wissen ausmacht. Unbestreitbar zeigen sich vielfältige Phänomene, welche die Verflechtung von Wissenschaft und Ökonomie belegen, angefangen von dem Leitbild ökonomisch verwertbarer Forschung (unter dem Eindruck wissensökonomischer Konkurrenz), über Praktiken des ökonomischen Verwertens von Forschung (etwa durch Transferstellen) bis hin zur Verbetriebswirtschaftlichung von Hochschulen (etwa durch die leistungsabhängige Mittelvergabe. Aber wir lassen sich diese unterschiedlichen Phänomene begreifen?
Die These des Vortrags besteht darin, dass die Vielfalt dieser Phänomene nur unzureichend als Ökonomisierung von Wissenschaft beschrieben und verstanden werden können, und dass vielmehr das zeitgleiche Zusammenspiel von Politisierung, Medialisierung und Ökonomisierung für die dynamische Umstrukturierung sorgt. Um diese zu unterlegen, fächert der Vortrag zum einen unterschiedliche empirische Phänomene auf, die unter dem Schlagwort einer Ökonomisierung von Wissenschaft verhandelt werden. Dabei zeigt sich zwar eine ungeheure Vielfalt, die dennoch spezifische Gemeinsamkeiten aufweisen. Zum anderen entwickelt er ein feldtheoretisches Vokabular, mit dessen Hilfe herausgearbeitet wird, dass die Kennzeichnung akademischer Kapitalismus zwar eine wichtige kritische Perspektive angibt, dessen analytischer Unterbau jedoch erweitert werden muss.